Ayesha Khanna: At the Right Time, with the Right Topic

Ayesha Khanna: Zur richtigen Zeit, mit dem richtigen Thema

KÜNSTLICHE INTELLIGENZ IST DAS TECHNOLOGISCHE TRENDTHEMA SCHLECHTHIN. KEINER WEISS SO GENAU, WIE AUFSPRINGEN. DAS IST GUT FÜR VISIONÄRE WIE AYESHA KHANNA. 

BY EFLAMM MORDRELLE | JAN 15, 2020 | Finanz und Wirtschaft | Link to Article

Computer werden immer schlauer. So schlau, dass sie den Menschen bereits im Schach, im Poker, ja gar beim Debattieren schlagen können. Der Zauber hinter dieser Fähigkeit heisst künstliche Intelligenz (KI). Bald könnten KI-getriebene Anwendungen den Menschen in vielen Berufen ablösen, da die selbstlernenden Algorithmen in der Lage sind, menschliche Fähigkeiten nachzuahmen und zu perfektionieren. Die Technologie, von der nicht viele genau wissen, wie sie funktioniert und wie wirkungsmächtig sie tatsächlich sein kann, ist in aller Munde. Es ist das zurzeit angesagteste Tech-Thema, und keiner will nochmals einen digitalen Trend verschlafen.

Eine, die vor der Zeit das Zukunftsversprechen von KI erkannt hat, ist Ayesha Khanna. «Ich hatte bereits als Studentin mit KI zu tun, doch damals gab es weder genug Daten noch Computerleistung, um die Möglichkeiten der Technologie voll auszuschöpfen», sagt sie. Khanna ist Gründerin und Chefin von Addo AI, einer auf KI spezialisierten Beratungsfirma aus Singapur. Sie startete das Unternehmen vor drei Jahren, damals waren sie zu zweit. Heute sind siebzig Leute bei Addo AI, und Khanna hat vor, zwanzig zusätzliche Experten anzuheuern: Software-Ingenieure, Machine-Learning- und KI-Experten. «Unser Wachstum hängt mit der Marktnachfrage zusammen. Das Interesse der Unternehmen an KI ist so gross, und es wird immer grösser», sagt die jugendlich wirkende, energiegeladene Frau mit langem, schwarzem Haar.

Khanna ist nicht nur Unternehmerin. Auf den Sprechbühnen dieser Welt, an TED-Talks, an Konferenzen, auf YouTube fühlt sie sich zu Hause. Sie ist eine gewinnende Erscheinung, die weiss, wie man das Publikum mit Optimismus und den richtigen Schlagwörtern in den Bann zieht, wie derzeit am «Alpensymposium» in Interlaken. «Wir haben jetzt Ableger in Bangalore und Singapur, und ich verbringe auch die meiste Zeit dort. Aber ich werde auch viel eingeladen, um über KI zu sprechen», gibt sie zu. Sie steht aber nicht nur im Rampenlicht, sondern kann das Rüstzeug einer wirklichen KI-Expertin vorweisen. Sie hat eine vollbeladene Erfolgskarriere hinter sich, sowohl akademisch wie auch in der Konzernwelt.

In Pakistan aufgewachsen, hat sich Khanna an angelsächsischen Elite-Universitäten ausbilden lassen: zunächst in Ökonomie in Harvard, in Operations Research an der Columbia University, zuletzt in Informationssystemen an der London School of Economics. En passant holte sie sich dort ein Doktorat. Es folgten zehn Jahre an Wallstreet, wo sie sich mit IT-Systemen befasste, die Aktienhandels- und Derivatgeschäfte abwickeln. Grosse Namen der Branche wie Bank of America, JPMorgan oder UBS waren ihre Kunden.

«Banken sind überhaupt nicht gut vorbereitet», sagt Khanna. Der Finanzsektor allgemein sei punkto KI in keiner guten Verfassung. Wegen der regulatorischen Auflagen steckten viele in alten IT-Systemen fest. «Die Technologie ist zwar vorhanden, aber die Banken sind risikoavers oder haben nicht das nötige Fachwissen.» Besonders im Zahlungsverkehr sei die grösste Disruption festzustellen, der Bereich wird von den Tech-Riesen geradezu zerstört, sagt Khanna. Addo AI berät hauptsächlich Kunden aus dem asiatischen Raum oder dem Nahen Osten, schwergewichtig aus dem Banken- und dem Telecomsektor. Khanna räumt zwar ein, dass westliche Banken die modernere Softwareumgebung hätten, im Retail Banking seien asiatische Institute aber klar weiter.

Die Finanzindustrie war für Khanna eine Station unter vielen: Sie beriet die Regierung in Singapur, hat Multimediakonzepte für den «Economist» entwickelt und fand auch Zeit, Bücher zu schreiben, etwa mit ihrem Ehemann, dem Welttheoretiker  Parag Khanna, mit dem sie zwei Kinder hat. Beide mischen auch beim World Economic Forum als Meinungsmacher mit.

Ayesha Khanna bewegt sich nicht nur in der Welt des modischen Phrasendreschens. In der Tech-Welt Fuss gefasst hatte sie mit einem konkreten Projekt: Mobilität als Service, so die Idee. Über eine App sollten sämtliche Transportmittel der smarten Stadt verbunden werden: Auto, Bahn, Velo, Scooter, Bus, Flugzeug. Ein KI-Assistent optimiert die schnellste Route angesichts der herrschenden Verkehrsverhältnisse. In Singapur sei das Projekt ausprobiert worden. Weiter hinaus in die Realität kam es bisher nicht.

Previous
Previous

How Intelligence Is Driving Tomorrow's Cities - Dr. Ayesha Khanna

Next
Next

Citizens Must Be Involved in Creating Smarter Digital Cities